Was tun, wenn Teddy krank ist?

DRK-Teddyklinik zu Gast bei Geflüchteten

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Personengruppe am Eingang der Übergangs-Unterkunft, dazwischen der Aufsteller "Teddyklinik"
Die DRK-Teddyklinik war zur Sprechstunde in der Übergangs-Unterkunft an der Daruper Straße. Mit dabei (vl): DRK-Kreisvorstand Christoph Schlütermann, Fatima Timorow (Sprachmittlerin), Sarah Halfmann-Zöllner (Fachstelle Integration), Robin Dünne (Jugendrotkreuz), Arne Abbenhaus (Fachstelle Integration), Cem Darcin (Fachbereich Soziales und Wohnen), Leonie Everwin (Jugendrotkreuz), Robin Riemer (Jugendrotkreuz), Jannick Riemer (Jugendrotkreuz), Fachstellenleitung Michaela Piwek-Kunze und „Teddy-Doc“ Hendrik Dünne (Fachstelle Integration) Fotos: © Stadt Coesfeld
ein kleines Mädchen steht vor einem Tisch, auf dem ihr Teddy einen Verband erhält
Fertig ist der Verband, den Jannick Riemer anlegt. Foto: (c) Stadt Coesfeld

Schnell bildete sich eine große Traube interessierter Kinder am weiß eingedeckten Anmeldetisch, der auf Initiative der Fachstelle Integration des Deutschen Roten Kreuzes vom Jugendrotkreuz des OV Coesfeld in der Unterkunft im früheren Haus Klinke aufgebaut worden war. Mit im Gepäck hatten die jungen Leute medizinisches Material, Abhörgerät, Thermometer, Pflaster, Spritzen, Nähutensilien – und natürlich mehrere Stoffteddys. Denn gestern hatte die Teddyklinik ihre Sprechstunde in der Geflüchteten-Unterkunft.

„Ziel der Teddyklinik, mit der wir bei uns im Kreis seit zwei Jahren in Kitas unterwegs sind, ist es, Kindern die Angst vor Arzt und Krankenhaus zu nehmen“, erklärt DRK-Kreisvorstand Christoph Schlütermann.

Natürlich werden nicht die Kinder selbst in der Teddyklinik untersucht und behandelt. Aber viele Kinder haben einen Teddy oder ein anderes Kuscheltier, das von manchen Beschwerden geplagt wird. Vielleicht hat Teddy Bauchschmerzen, vielleicht hat das Kind seinen plüschigen Freund auch zerliebt…

In der Teddyklinik werden die Kuscheltiere der Kinder gründlich von erfahrenen „Teddydoktoren“ untersucht und behandelt. Eine Wunde wird mit einem Pflaster abgeklebt, das Bein erhält einen Verband oder ein Bonbon wird gegen Bauchschmerzen verschrieben. Auf diese spielerische Art und Weise lernen Kinder die Arbeit einer Arztpraxis oder eines Krankenhauses kennen und wissen, was passiert, wenn es ihnen einmal nicht so gut geht.

Michaela Piwek-Kunze, Fachstellenleitung der Fachstelle Integration, die unter anderem im Auftrag der Stadt die Sozialbetreuung in den städtischen Unterkünften koordiniert, ergänzt: „Wo Kinder sind, sind ihre Eltern oft nicht weit. Und so können wir mit der Teddyklinik auch die Erwachsenen erreichen. Das deutsche Gesundheitssystem gehört zu einem der kompliziertesten auf der Welt. Viele Einrichtungen oder Zuständigkeiten gibt es in den meisten anderen Ländern nicht und vielen Menschen fällt es schwer, dieses System zu durchschauen. Wann gehe ich zum Hausarzt? Was mache ich, wenn der Hausarzt geschlossen hat? Wann habe ich einen Anspruch auf welche Behandlung? Für diese und viele weitere Fragen hat die Fachstelle Integration einfach verständliches Informationsmaterial erstellt und gesammelt.“

Ziel der Teddyklinik-Sprechstunde ist es, dass die Eltern der Kinder darin gestärkt werden sollen, sich sicher in unserem Gesundheitssystem zurechtzufinden und sicher den richtigen Ansprechpartner für gesundheitliche Probleme bestimmen zu können. Auch sollen die Menschen wissen, wann sie welche Behandlung bekommen können.

Cem Darcin, Teamleiter im Fachbereich Soziales und Wohnen, ergänzt: „Wer Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bekommt, hat andere Voraussetzungen als jemand, der regulär krankenversichert ist.“ Hinzu kommen Sprachbarrieren, besonders, wenn Kinder betroffen sind und schnell gehandelt werden muss. Wir sind deshalb sehr froh über die Initiative des DRK, die das sensible Thema spielerisch angeht“, sagt er.

Und so verfolgen die Erwachsenen und die Kinder gebannt, wie der Teddy-Doc seinen Kittel anlegt, die Sprechstunde eröffnet und seinen Stofftier-Patienten Fieber misst, Wunden verarztet oder Medizin verordnet.

Der Besuch in der Unterkunft an der Daruper Straße machte übrigens erst den Anfang: Bis Ostern wird es für Geflüchtete drei weitere Sprechstunden der Teddyklinik geben: in Lette, in Billerbeck und dann nochmal im Rotkreuz-Zentrum des DRK-Ortsvereines.

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